2011-01-18

Unworte

Zum Unwort des Jahres 2010 ist alternativlos erkoren worden.
Die Jury unter Leitung des Germanisten Horst Dieter Schlosser wählte den Begriff aus 1120 Vorschlägen aus, wie der emeritierte Professor in Frankfurt am Main bekanntgab. "Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe", sagte Schlosser zur Begründung.
Stimmt, es gibt immer Alternativen. Auch zum Unwort.

Meine beiden persönlichen Favoriten:

amerikanisch
Mitunter findet sich auf den ersten Seiten mancher von US-amerikanischen Autoren verfasster und ins Deutsche übertragener Bücher ein Hinweis wie
"Aus dem Amerikanischen übersetzt von ...". Hallo, aus dem "Amerikanischen"? Womöglich ins "Europäische"? Wahrscheinlich gemeint ist "aus dem Englischen" oder "aus dem US-amerikanischen Englisch". Diese geistige Gleichsetzung eines Doppelkontinents (Amerika) mit einem einzigen Staat in seinem Nordteil (USA) lässt diesen einen Staat nicht nur gedanklich unnötig groß erscheinen, sondern blendet das Wahrnehmen sämtlicher lateinamerikanischen Staaten aus. Wenn Gesprächspartner von "Amerika" reden, habe ich mir in der Zwischenzeit die Nachfrage "Nord-, Mittel- oder Südamerika?" zu eigen gemacht. Quintessenz: Ein Spruch wie "God Bless America" (der Titel eine der inoffiziellen Nationalhymnen der USA) erscheint mir in mehrfacher Hinsicht gedankenlos.

aller Zeiten
Wie durch eine Infektion vorangetrieben, taucht diese Formulierung in der letzten Zeit immer häufiger in den Medien auf. Das Größste, Beste, Schönste Irgendwas aller Zeiten scheint zunehmend gepriesen zu werden. Ob den Benutzern dieser Worte bewusst ist, dass "alle Zeiten" auch alle zukünftigen Zeiten umfassen? Da sie kaum über hellseherische Fähigkeiten verfügen werden, zeugt dieser Spruch eher von geistigem Nebel und einer Verliebtheit ins Dummdeutsche. Statt sich damit am Niveaulimbo zu beteiligen, würden Formulierungen wie "... der Geschichte" oder "... bisher ..." von einer logischen Korrektheit im Ausdruck zeugen. Sollte ich Aktien eines Unternehmens halten, dass seinen "leistungsstärksten Universalverwender aller Zeiten" priese, würde ich die Aktien dieses Unternehmens verkaufen, da sie ihre Forschungsabteilung aufgelöst zu haben scheinen und nie mehr ein leistungsstärkeres Produkt aus diesem Hause zu erwarten ist.

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