2012-02-19

Vom Aufstieg und Niedergang eines Unternehmens

... am Beispiel der Nordwolle oder, wie sie offiziell firmierte, der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei A.G..

1884 gründete ein Unternehmer, M. C. L. Lahusen, diese Firma. Die Standortwahl fiel auf Delmenhorst und wurde bestimmt durch die nahe Bahnlinie zwischen Bremen und Oldenburg, durch die Delme, die das Gelände umfloss und damit die Wasserversorgung sicherstellte und die Nähe der bremischen Häfen, über die der Import der Rohwolle und der Export der fertigen Garne kostengünstig erfolgen konnte.

Sein Vater war durch Landerwerb in Südamerika zur Schafzucht gekommen ...


... und damit in den Wollhandel eingestiegen.


Die Rohwolle wurde personalintensiv zunächst nach Qualitäten manuell sortiert, ...


... dann maschinell gewaschen, gekämmt, gesponnen und gefärbt.


Bis 1925 expandierte das Unternehmen so stark , ...


... dass zu Spitzenzeiten ein Viertel aller weltweit gehandelten Wolle von der Nordwolle in Delmenhorst und an weiteren elf Unternehmensstandorten verarbeitet wurde. Diese Expansion erfolgte auf dem Rücken der Arbeiter, die häufig unter falschen Versprechungen aus Osteuropa nach Delmenhorst gelockt wurden, jedoch hier unter sklavenähnlichen Verhältnissen arbeiten und leben mussten. So musste die Tagesschicht 13 Stunden, die Nachtschicht 11 Stunden ohne jegliche Pause arbeiten. Die Arbeiter hatten in den firmeneigenen Wohnstuben zu schlafen und im firmeneigenen Konsumgeschäften ihre Lebensmittel einzukaufen. Die Ausgaben hierfür wurden gleich vom kargen Lohn einbehalten. Neben dem arbeitsfreien Sonntag gab es nur drei Urlaubstage pro Jahr. Trotz des Verbots jeglicher gewerkschaftlicher Organisation kam es 1897 und nochmals 1927 zu Streiks, die allerdings die Arbeitsverhältnisse kaum verbesserten.

Während die Arbeiter in Staub, Lärm und Gestank hinter solchen, seinerzeit noch fensterlosen Fassaden schuften mussten, ...


... gönnte sich die Familie Lahusen am Rande des Firmengeländes eine Villa und einen ausgedehnten Landschaftspark, der nur von Familienmitgliedern betreten werden durfte.


Nach dem Tod M. C. L. Lahusens (1921) trieben seine Söhne innerhalb von zehn Jahren das Unternehmen durch Misswirtschaft, Warenspekulationen und Bilanzfälschungen in den Ruin. 1931 meldete die Nordwolle Konkurs an. Zwar wurden in der Folge kleinere Nachfolgegesellschaften gebildet, die allerdings nach weiteren Wirren und Fusionen 1981 endgültig ihren Betrieb einstellten.

Seitdem wurden einige der Gebäude zu Museen ...


... und Büros umgebaut. Die ehemalige Turbinenhalle ...


... mit ihren Generatoren, ...


... Schalttafeln und ...


... Sammlungen an Werkzeugen und ...


... Zahnrädern ...


... kann heute für Events angemietet werden.

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