2012-04-04

Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg

Unter diesem Untertitel ist in dem ehemaligen Werkstattgebäude der Zeche Zollern derzeit eine Ausstellung über Zwangsarbeit während der Nazi-Diktatur zu sehen.


Schätzungen zufolge waren in Deutschland und den besetzten Gebieten ca. 20 Millionen Menschen zur Zwangsarbeit verpflichtet worden. Aus dem Ausstellungsflyer: "Die in der Ausstellung präsentierten historischen Exponate und Fotografien ermöglichen es, das rassistisch definierte Verhältnis zwischen Deutschen und Zwangsarbeitern auszuloten - mit allen Handlungsspielräumen, die sich den Menschen boten. Und sie zeigen, dass die Zwangsarbeit von Beginn an Teil der rassistischen Gesellschaftsordnung des NS-Staates war: Die propagierte 'Volksgemeinschaft' und die Zwangsarbeit der Ausgeschlossenen - beides gehörte zusammen."

Um Ansprüche auf "Lebensraum" im Osten zu rechtfertigen, wurden auf solchen Karten angebliche Grenzen des mittelalterlichen deutschen Rechts (gestrichelt) und der deutschen Verkehrssprache im Handel (gepunktet) eingetragen. Das Recht zur Vertreibung der ansässigen Bevölkerung oder zur Ausbeutung als Arbeitsvolk wurde aus solchen Linien herausgelesen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Pochen auf historische Gebietsansprüche zwischen Völkern ein friedvolles Miteinander zur Folge hatte.


Wie wichtig informationelle Selbstbestimmung und das Recht am eigenen Bild ist, belegen solche Auszüge aus dem nationalsozialischen Hetzblatt Der Stürmer. Fotos und Namen von Kunden jüdischer Geschäfte wurden abgedruckt, um sie als "Volksverräter" an den Pranger zu stellen.


Dieses Album wurde 1942 für den Chef der deutschen Verwaltung des Ghettos Litzmannstadt erstellt, um die Produktivität der Insassen zu belegen. Bei fehlender Arbeit drohte Arbeitslosigkeit und damit die Deportation in Vernichtungslager. Arbeit wurde überlebenswichtig.


Erst 55 Jahre nach Kriegsende wurden Zwangsarbeiter erstmals als NS-Opfer anerkannt und die wenigen Überlebenden symbolisch entschädigt. Solch eine Ausstellung hilft, die Entwürdigung von Menschen durch Verbrechen, die ansonsten nicht im Fokus der Aufarbeitung nationalsozialistischen Terrors stehen, zu bedenken und (hoffentlich!) zukünftig zu vermeiden.

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